Das Gehirn eines Vollpfostens

"Ja, tickt der denn überhaupt noch richtig?"

Einen Spleen hat im Prinzip jeder; Ecken und Kanten sowieso. Und das ist auch gut so. Vollpfosten zeigen darüber hinaus noch ein paar ganz besondere Ticks (nicht: Tricks). Sie nehmen etwa (a) viele Alltagssituationen als beängstigend wahr (sogenanntes Katastrophieren), (b) sehen entweder "das Eine" oder "das Andere" (sogenanntes Schwarz-Weiß-Denken) und (c) tappen wie von selbst von einem Fettnapf in den nächsten (sogenannte sich selbst erfüllende Prophezeiung).

Pseudologik 1: Katastrophe, Katastrophe, Katastrophe!

"Ich werde mein Leben lang unglücklich sein!"

Auf eines kann man sich meistens verlassen: dass Vollpfosten aus vielen Mücken viele Elefanten machen. Das heißt, sie übertreiben maßlos. Das fängt schon bei den Alltagskleinigkeiten an. Vielleicht funktioniert die Kaffeemaschine mal nicht richtig ("O Gott, die muss zur Reparatur, ich werde sicher pleite sein!"), oder aber eine Rechnung flattert unerwarteterweise ins Haus ("Neeeein, die werde ich niiiieeee bezahlen können!").
Die Ängste sind natürlich zu extrem ausgeprägt, völlig irre. Das sehen aber nur Sie, liebe Leserin lieber Leser, der Vollpfosten hingegen nicht!

Pseudologik 2: Es gibt nur Schwarz oder Weiß!

"Entweder man liebt oder man hasst mich!"

Eine andere Geschichte betrifft die Wahrnehmung von anderen Personen. Der Vollpfosten nimmt so gut wie keine "Grautöne" wahr, er sieht nur Extreme. Die reichen von "Die X kann ich super leiden" bis "Der Y ist ein Arschloch durch und durch!" Diese Sonderheiten in der Fremdwahrnehmung betreffen auch die Sicht auf die eigene Person. Unter Umständen heißt es dann: "Entweder ich bin total supi drauf oder total scheiße! Dazwischen gibt es nix!"
Diese Pseudologik belastet natürlich die zwischenmenschlichen Beziehungen! Aber das wird vom Vollpfosten nicht so gesehen; er meint, die Probleme würden von den anderen verursacht!

Pseudologik 3: Sich selbst erfüllende Prophezeiung

"Ich werde bestimmt gleich einen Korb kriegen!"

Viele Vollpfosten stehen sich auch in anderer Hinsicht im Weg. Sie stellen sich gewissermaßen selbst hin und wieder ein Bein, freilich ohne es zu merken. Konkret: Vor wichtigen Entscheidungen und Alltagssituationen kommt ihnen nur Negatives in den Sinn. Was sie aber dann tatsächlich im Nachhinein, wenn das Dilemma seinen Lauf genommen hat, gar nicht sehen: Nur ihre(!) Prophezeiungen waren daran schuld!
Beispiele: "Aus der nächsten Kurve werde ich bestimmt rausfliegen!", "Wenn ich die da hinten anspreche, kriege ich bestimmt eine Abfuhr!", "Wenn ich versuche, da drüber zu springen, breche ich mir sicher was!"
Der Umgang mit Vollpfosten erfordert viel Geduld und Nachsicht.

Das Gehirn eines Vollpfostens

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